Die Gespräche über eine Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas werden offenbar konkreter. Die islamistische Organisation habe den ägyptischen Vermittlern eine Liste mit den Namen von Geiseln geschickt, die in der ersten Phase eines Abkommens freigelassen werden könnten, berichtete die Zeitung „Al-Araby al-Dschadid“ am Montag unter Berufung auf eine „informierte Quelle“.
Israelische Emissäre gingen diese Liste durch, auf der behandlungsbedürftige und ältere Personen stünden, die seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen festgehalten werden. Die Hamas habe bei einem Treffen in Kairo am Sonntag auch eine Liste mit palästinensischen Häftlingen übergeben, deren Freilassung sie fordert.
Seit mehr als einem Jahr wird um eine neue Vereinbarung gerungen, die unter anderem die Freilassung von Geiseln sowie eine Waffenruhe im Gazastreifen umfassen würde. Die erste war am 1. Dezember 2023 nach einer Woche zusammengebrochen, sie hatte zur Freilassung von mehr als hundert Geiseln sowie 240 Häftlingen geführt. Die Verhandlungen scheiterten seither immer wieder an miteinander unvereinbaren Forderungen Israels und der Hamas.
Laut israelischen Angaben 100 Geiseln im Gazastreifen
Seit einigen Tagen verbreiten Vermittler und Beobachter verstärkt Zuversicht. Die Hamas soll in den vergangenen Tagen Schritte unternommen haben, die Zahl der noch lebenden Geiseln zu ermitteln. Laut offiziellen israelischen Angaben werden 100 Menschen im Gazastreifen festgehalten, von denen demnach aber mindestens 36 nicht mehr am Leben sind.
Als Zeichen, dass die Hamas ernsthaft an einer Vereinbarung interessiert ist, wurde auch ein Video von Matan Zangauker gewertet, das die Islamisten am Samstag veröffentlicht hatten. Es handelte sich um das erste direkte Lebenszeichen des 25 Jahre alten Mannes seit dem 7. Oktober 2023.
Seine Mutter spielt eine führende Rolle in den Protesten, deren Ziel es ist, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Gaza-Deal zu bewegen. Zangauker rief die Israelis in dem Video dazu auf, weiter Druck auf die Regierung auszuüben.
Fall des Assad-Regimes könne Verhandlungen befördern
Netanjahu sagte einer Mitteilung seines Büros zufolge nach der Veröffentlichung des Videos zu Zangaukers Mutter Einav, dass Israel „jede Gelegenheit“ zu ergreifen versuche, um die Verhandlungen voranzubringen. In Treffen mit Geiselfamilien am Sonntag äußerte Netanjahu laut israelischen Medienberichten Optimismus. Der Fall des Assad-Regimes in Syrien könne die Verhandlungen befördern, habe er gesagt.
Verhandelt wird zurzeit offenbar über einen ägyptischen Vorschlag. Er sieht als ersten Schritt eine 60 Tage lange Waffenruhe, die Aufstockung von Hilfslieferungen und die Freilassung einer begrenzten Zahl von Geiseln vor. In dieser Zeit soll über eine dauerhafte Vereinbarung verhandelt werden. Manche Geiselangehörigen kündigten an, sie würden nur eine Vereinbarung unterstützen, welche die Freilassung aller Geiseln vorsehe.