„Große Freude, Radprofi zu sein“
„Es ist einfach so, dass mir es nach wie vor große Freude und Spaß macht, Radprofi zu sein“, sagt Degenkolb am Mittwochnachmittag am Telefon aus Calpe. An dem spanischen Ort, wo nach einem schweren Unfall 2016 die Fortsetzung seiner Radkarriere ungewiss schien, befindet er sich gerade wieder im Trainingslager mit seiner Equipe.
„Ich freue mich sehr, dass dies nicht mein letzter Winter als Profi ist“, so der einstige Sieger bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix (2015). 14 knüppelharte Profijahre hat er nun in den Beinen, nach 15 sollte nach ursprünglichen Planungen Schluss sein, jetzt werden es mindestens 16. Schulter an Schulter mit den besten Rennfahrern im Peloton.
Degenkolbs tolles erstes Halbjahr 2024 hat ihn und die Teamführung bewogen, das Karriereende mindestens ein weiteres Jahr hinauszuzögern. Er hatte einige starke Auftritte bei den Klassikern inklusive Rang elf bei Paris-Roubaix, dem Rennen, für das er brennt wie für kein anderes. Auch bei der Tour de France war er ein wertvoller Helfer für die Equipe, die gleich die Auftaktetappe von Florenz nach Rimini gewinnen konnte.
Nach der Frankreich-Rundfahrt laborierte er indes an hartnäckigen Kniebeschwerden, deren Ausgangspunkt eine Schleimbeutelblessur war, die er sich bei einem Sturz ausgerechnet auf seinem liebsten Terrain – einer Streckenbesichtigung des Kopfsteinpflasters vor Paris-Roubaix – zuzog. Nach der Europameisterschaft Mitte September beendete der Oberurseler frühzeitig die Saison.
Als Elder Statesman im Team Picnic-PostNL
„Das hat mir mental wehgetan, weil ich es in meiner Karriere nicht gewohnt bin, viele Rennen abzusagen“, sagt Degenkolb, der im neuen Jahr wieder bei der AlUla-Tour in Saudi-Arabien in den Rennbetrieb einsteigen wird. Um sich dann über die Algarve-Rundfahrt in Form zu bringen für die Frühjahrsklassiker bis einschließlich sein Heimrennen Eschborn-Frankfurt am 1. Mai. Gut möglich, dass dann im Sommer seine elfte Teilnahme bei der Tour de France folgt.
In seiner bewährten Rolle als Road Captain, also quasi als Elder Statesman im Team Picnic-PostNL. Weil in jeder Rennsituation erfahren und den Überblick behaltend, ist Degenkolb während der meisten seiner Rennen Bindeglied zwischen den Sportlichen Leitern und den Profis. So fährt er längst nicht mehr nur auf eigene Ergebnisse.
“El equipo valora mucho mi papel”, afirmó Degenkolb. “Tenemos algunos jóvenes de primer nivel en el equipo que causarán revuelo en los próximos dos años”. Y tendrán a su lado a un corredor como Degenkolb, muy respetado en el pelotón, hasta finales de 2026.