Nach den tödlichen Schüssen auf den Chef der amerikanischen Krankenversicherung United Healthcare, Brian Thompson, vor einem Hotel in Manhattan ermittelt die New Yorker Staatsanwaltschaft weiter zum Motiv des mutmaßlichen Schützen Luigi Mangione. Laut dem Fernsehsender CNN wurden dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden.
Bei Mangione soll außerdem ein Notizbuch entdeckt worden sein, das detaillierte Pläne für die Erschießung enthalten habe. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge werden in den Notizen der Besuch einer Konferenz und die Ermordung einer Führungskraft beschrieben: „Was macht man da? Man erschießt den CEO auf der jährlichen Konferenz der parasitären Erbsenzähler. Das ist zielgerichtet, präzise und gefährdet keine Unschuldigen“, heißt es laut Ermittlern in dem Notizbuch.
Der 26 Jahre alte frühere Student war am Montag in einem Schnellrestaurant in Altoona im Bundesstaat Pennsylvania, etwa 400 Kilometer östlich von Manhattan, verhaftet worden. Die Justizbehörden gehen davon aus, dass Mangione am 4. Dezember mehrere Schüsse auf Thompson abgab.
Dreiseitiges Schreiben, in dem er zugab, die Tat allein geplant zu haben
Nach einer Anklage wegen en Waffenbesitzes und der Fälschung von Ausweispapieren erklärte er sich am Dienstag bei einer Anhörung zu einer Überstellung nach New York, wo ihn eine Mordanklage erwartet, für unschuldig. „Ich habe noch keine Beweise gesehen, die zeigen, dass er der Schütze ist“, sagte sein Verteidiger Thomas Dickey, bevor CNN über die Fingerabdrücke am Tatort berichtete. Die beiden Anträge der Verteidigung, Mangione gegen Kaution vorerst aus der Haft zu entlassen, lehnte das Gericht in Pennsylvania ab.
Wie amerikanische Medien meldeten, hatte die Polizei bei Mangiones Festnahme außerdem ein dreiseitiges Schreiben gefunden, in dem der Verdächtige Missstände in der Krankenversicherungsbranche anprangerte und zugab, die Tat allein geplant und ausgeführt zu haben. Ein früherer Bekannter, mit dem er auf Hawaii zusammenwohnte, berichtete von einer schmerzhaften Rückenverletzung des Sechsundzwanzigjährigen. Fotos in sozialen Medien aus seiner Zeit in Waikiki zeigen Mangione ausgelassen mit Freunden am Strand und bei Partys. Laut Nachrichtenagenturen lobten frühere Freunde ihn als „tollen Typen“.
Mangione, der als Spross einer Investorenfamilie im Bundesstaat Maryland aufwuchs, soll sich in den Monaten vor den Schüssen zurückgezogen haben. „Deine Familie sucht dich. Ich weiß nicht, ob es dir gut geht“, schrieb ein Freund des Programmierers im Oktober auf der Plattform X. Wie eine Literaturliste zeigte, die Mangione online stellte, soll er sich Anfang des Jahres mit den Schriften des „Unabombers“ Theodore Kaczynski auseinandergesetzt haben. Kaczynski, ein früherer Professor der Universität Berkeley, hatte von 1978 bis 1995 wiederholt Bomben an Unternehmen und Fluggesellschaften geschickt, um vor dem angeblichen Verlust von Freiheit durch moderne Technologie zu warnen.